Gesundheit

Ein Schnauzer ist ein widerstandsfähiger Hund, der bei Wind und Wetter, in sengender Hitze und strömendem Regen mit Freude seine Arbeit verrichtet, seine Zweibeiner begeistert begleitet und fröhlich spielt und tobt.

 

Seine Krankheitsanfälligkeit ist gering, mal ein verdorbener Magen, der sich durch einen Hungertag meist selbst beruhigt, mal eine abgerissene Kralle, mehr nicht.  

Es gibt ein paar Dispositionserkrankungen beim Schnauzer, die allerdings nicht sehr häufig auftreten. Man sollte sie nur kennen, um zu wissen, wann man einen Tierarzt aufsuchen muss.

 

Neoplasien:

Der Schnauzer neigt zu Plattenepithelkarzinomen an den Zehen (Disposition eher Riesenschnauzer), das heißt, nicht jede Wunde oder vermeintlicher Abszess oberhalb der Krallen oder in den Zwischenzehenräumen ist harmlos.

Es besteht eine gewisse Rassedisposition für Melanome. Das Durchschnittasalter dafür ist 8 bis 9 Jahre, für digitale Melanome (im Zehenbereich) 11 bis 12 Jahre . 

 

Magen-Darm-Trakt: 

Als Erkrankung des Verdauungsapparates kommt in Einzelfällen die exokrine Pankreasinsuffizienz vor, die man am häufigen Kotabsatz (>5 x/ Tag) und dem hellbeigen voluminösen weichen Kot erkennt. Die Tiere fressen gut und nehmen trotzdem ab. Diese Krankheit kann mit Substitution von Pankreatin und spezieller Diät behandelt werden.

 

Auge:

Kongenital können nukleäre und kortikale Katarakte (grauer Star) auftreten, die langsam progressiv verlaufen. Sie können auch in Verbindung mit einer Mikrokornea assoziiert sein. Hintere subkapsuläre Katarakte können im Alter von unter einem Jahr auftreten und bis zur Komplettierung fortschreiten, aber auch erst im Alter von 6 Jahren auffallen.

 

Bei manchen anderen Hunderassen könnte ich mit Dispositionserkrankungen Seiten füllen, auch der Zwerg-, bzw. Riesenschnauzer hat da mehr zu bieten.

Ich glaube, dass der Mittelschnauzer als "Urschnauzer" nahezu so blieb wie man ihn schon seit dem 19. Jahrhundert züchtet. Seine Arbeitseigenschaften als "Nutztier" schützten ihn vor "Überzüchtung" (unerwünschte genetische Beeinflussung).

 

Aus:

Alex Gough und alison Thomas: Rassedispositionen bei Hund und Katze

 



Reisekrankheiten

 

... und was Sie vor Ihrem Urlaub darüber wissen sollten

 

Sie kehren aus Ihrem Urlaub zurück und bringen außer vielen schönen Erinnerungen Krankheitserreger in Ihrem Haustier mit, die nicht harmlos sind.

Vielleicht haben Sie einen Hund aus einem Tierheim geholt, um ihm bei uns in Deutschland ein besseres Leben zu bieten. Auch dieses Tier kann chronisch infiziert sein und durch den Stress der Rückreise und Lebensumstellung massiv erkranken.

Wenn wir von Ihnen einen solchen Vorbericht bekommen, schlagen wir Ihnen nach der klinischen Untersuchung eine Blutabnahme vor, um entweder direkt Blutparasiten oder Antikörper, die das Abwehrsystem des Tieres gebildet hat, landes- oder regionsspezifisch nachzuweisen.

Die häufigsten Erreger und ihre Überträger sowie die Krankheitserscheinungen werden im folgenden erklärt:

 

Leishmanien sind Parasiten, die durch den Stich von Sandmücken übertragen werden. An der Stichstelle verbreiten sie sich zunächst unter der Haut, später befallen die Erreger die inneren Organe und die weißen Blutkörperchen. Man spricht in Europa auch von der Organ-Leishmaniose.

Sandmücken gibt es auch in Deutschland entlang des Rheingrabens in Baden-Württemberg und im Süden von Rheinland-Pfalz.

Krankheitssymptome der Leishmaniose treten erst Wochen bis Monate, in einigen Fällen sogar erst Jahre nach der Ansteckung im Urlaub auf. Erstes Anzeichen ist hohes Fieber, gefolgt von Verlust des Haarkleides, vor allem im Augenbereich und mit Hautveränderungen an den Ohrrändern und auf dem Nasenrücken oder an anderen Körperstellen, die nur schwer oder gar nicht heilen. Auch Krallenveränderungen sind häufig zu sehen. Oft zeigen kranke Hunde eine reduzierte Belastbarkeit, Gewichtsverlust, Durchfall und geschwollene Lymphknoten. Es kann zu Augenveränderungen, Arthritis (Gelenkentzündung), Anämie (Blutarmut), Durchfall und Niereninsuffizienz kommen. 

Die Leishmaniose gilt bei Hunden als nicht heilbar, die Sterblichkeitsrate beträgt ohne Behandlung 90%. Seit einigen Wochen gibt es in Europa eine Impfung „CaniLeish“ der Fa.Virbac, die die eine spezifische zelluläre Immunreaktion gegen den Parasiten Leishmania infantum (dem Leishmanioseerreger im Mittelmeerraum) erzeugt. Dieser Impfstoff darf aber erst ab dem 6. Lebensmonat verimpft werden. Eine dreimalige Grundimmunisierung im genauen Abstand von je 3 Wochen führt zu einem sicheren Impfschutz (93%) gegen Leishmaniose für 1 Jahr, beim Junghund sollte aber der Abstand zu anderen Impfungen mindestens 2 Wochen betragen. Die jährliche Wiederholungsimpfung kann dann aber mit anderen Impfstoffen  kombiniert werden. 

Zur Therapie stehen ein die Eiweißsynthese der Erreger hemmendes Medikament zur Verfügung. Auch Antimonverbindungen werden eingesetzt und kombiniert.

Die Gefahr der Übertragung vom Hund auf den Menschen ist als eher gering einzustufen, über Hautwunden allerdings möglich. Nach der Malaria ist die Leishmaniose weltweit die zweit häufigste durch Parasiten übertragene schwere Erkrankung des Menschen.

 

Ehrlichien sind Bakterien-ähnliche Erreger, die sich in den weißen Blutkörperchen vermehren. In Europa werden sie durch den Stich der braunen Hundezecke übertragen. Diese Zeckenart ist ab Zentralfrankreich südwärts anzutreffen.

Bei der Ehrlichiose tritt zunächst wiederkehrendes Fieber auf, der Hund wirkt schwach und frisst nicht mehr. Erbrechen und Augenausfluss können auftreten. Phasenweise erscheint der Hund wieder völlig gesund.

Häufig kommt es unbemerkt zum Absinken der Blutplättchen, was im späteren Verlauf der Erkrankung zu Blutungen führt. Nasenbluten oder kleine Blutergüsse unter der Haut, aber auch unsichtbare Gelenkblutungen treten auf. Das führt zu Symptomen wie Bewegungsunlust, schwankendem Gang und Muskelzuckungen.

Weil das Abwehrsystem des Hundes geschwächt wird, kann es zu starkem Gewichtsverlust kommen. Zur Behandlung werden bestimmte Antibiotika eingesetzt. Bluttransfusion und Kortisongaben unterstützen die Therapie.

In Verbreitungsgebieten können auch Menschen durch ehrlichienbefallene Zecken infiziert werden. Eine Übertragung von Hund zu Mensch ist nur durch direkten Blutkontakt möglich und spielt bislang keine Rolle.

 

Babesien sind Einzeller, die sich in den roten Blutkörperchen vermehren und diese dabei zerstören. Übertragen werden sie durch den Stich der Auwaldzecke, die inzwischen auch fast ganz Deutschland erobert hat.

Im Mittelmeerraum Südeuropas überträgt eine weitere Zeckenart, die braune Hundezecke, die Babesien.

Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome kann 2 Tage bis 5 Wochen betragen.

Die ersten Krankheitsanzeichen der Babesiose, auch Hundemalaria genannt, sind hohes Fieber gefolgt von Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Durch das Eindringen der Parasiten in die roten Blutkörperchen und durch deren anschließende Zerstörung kommt es zur Blutarmut und oft auch zu Gelbsucht. Ihnen kann eine dunkle Färbung des Urins auffallen, die durch die Ausscheidung des abgebauten Blutfarbstoffes entsteht.

Auch Bewegungsstörungen, Lähmungserscheinungen, Atemnot, Entzündung der Maulhöhle oder der Augen werden zeitweise beobachtet.

Es gibt die Antibabesiosemedikamente Cabesia und Imizol, beide Medikamente sind in Deutschland nicht zugelassen. Der Wirkstoff ist Imidocarb, Bei ausgeprägter Anämie kann auch eine Bluttransfusion notwendig sein.

 

Hepatozoen sind Einzeller, die in den weißen Blutkörperchen parasitieren. Sie bilden kleinste Knötchen in inneren Organen.

Übertragen werden Hepatozoen durch das Verschlucken der braunen Hundezecke, die sich blutsaugend an anderen Hunden infiziert hat.

Die Hepatozoonose zeigt vielfältige Symptome: phasenweises Fieber, Blutarmut, Erbrechen, blutigen Durchfall, Nasen- und Augenausfluss und Gewichtsverlust. Manchmal werden Bewegungsstörungen (steifer Gang) beobachtet, die durch Muskelschmerzen und -schwäche verursacht werden. Diese Erkrankung kann sich auch durch epilepsieähnliche Krampfanfälle

äußern.

Es gibt für die Behandlung der Hepatozoonose kein einheitliches Behandlungsschema. Verschiedene Antibiotika, aber auch Imidazol sind erfolgversprechend, aber eine vollständige Erregerelimination ist nicht zu erwarten.

 

Filarien sind Würmer, die im Blutgefäßsystem leben. In Europa kommen 5 verschiedene Filarien in den Mittelmeeranrainerstaaten und in der Po- Ebene vor. Auch in den USA, in Kanada und Südamerika findet man Filarien. Die erwachsenen Würmer werden bis zu 30 cm lang und siedeln sich vor allem in der rechten Herzkammer und in der dort in die Lunge führenden Arterie an.

Übertragen werden die verschiedenen Filarien von Stechmücken und Flöhen. Es ist zu erwarten, dass Filarien auch nach Deutschland einreisen, weil sie schon in der Normandie aufgetreten sind.

Die gefürchtetste unter den Filarien ist der Herzwurm. Stechmücken übertragen die Larven der Herzwürmer auf den Hund. Von der Haut wandern die Larven in die Muskulatur, dringen in die Blutbahn ein und gelangen auf diesem Weg ins Herz. Die erwachsenen Würmer leben dann in den Blutgefäßen und verstopfen diese.

Die ersten Krankheitssymptome treten erst 5 bis 7 Monate nach der Infektion auf. Es kommt zur Einschränkung der Herzfunktion, Atemnot und chronischem Husten.

Andere Filarien, wie z.B. der Hautwurm, der häufig in Ungarn ist, bildet Hautknoten. Der Hautwurm wird auch über Stechmücken übertragen und kann sich auch beim Menschen einnisten.

Die Therapie der Dirofilariose ist nicht harmlos, deshalb ist eine effektive Prophylaxe so entscheidend.

Melarsomin ist zwar das Mittel der Wahl, aber absterbende Herzwürmer können eine Embolie in den Lungengefäßen hervorrufen.

 

Sie erzielen eine Prophylaxe gegen einige Reisekrankheiten mit Halsbändern (Scalibor, Fa. Intervet, 5-6 Mon. Wirkungsdauer, Wirkungsspektrum: Zecken, Schmetterlingsmücken, Seresto, Fa. Bayer, 7-8 Mon. Wirkungsdauer, Wirkungsspektrum: Flöhe, Zecken) oder mit Spot On-Präparaten (Advantix, Fa. Bayer, 3-4 Wochen Wirkungsdauer, Wirkungsspektrum: Flöhe, Zecken, Schmetterlingsmücken, Stechmücken, Stechfliegen, Advocate, Fa. Bayer, 4 Wochen Wirkungsdauer, Wirkungsspektrum: Flöhe, Larven, gastrointestinale Nematoden (nicht Bandwurm), Herzwurm, Sarcoptesmilben, Demodexmilben, Ohrmilben, Haarlinge, Stronghold, Fa. Pfizer, Wirkungsdauer: 4 Wochen, Wirkungsspektrum: Flöhe, Milben, Herzwurm, gastrointestinale Nematoden (nicht Bandwurm).

Alle Milben abtötenden Antiparasitika dürfen nicht bei Tieren angewendet werden, die das MDR-1 Gen tragen (Collie, Sheltie, Australian Shepard und Mischlinge aus den genannten Rassen). 

 

Kleintier-Impfungen 

Schaden oder Nutzen für mein Tier?

 

Prävention

 

Einige Vorsorgemaßnahmen sind zur Gesunderhaltung Ihres Tieres unerlässlich und sollten für jeden verantwortungsbewussten Tierhalter eine regelmäßige und

selbstverständliche Pflicht sein.

Hierzu gehören in erster Linie Schutzimpfungen und die Behandlung gegen Ektoparasiten (Flöhe, Milben und Haarlinge) und Endoparasiten (Einzeller, Rund-, Haken- und Bandwürmer).

 

Impfungen

 

LINK: www.tieraerzteverband.de

Deutsche Impfempfehlung für die Kleintierpraxis

 

Grundimmunisierung von Hunden:

 

Übernehmen Sie einen Welpen vom Züchter, meist im Alter von 8 Wochen, hat dieser Hund seine erste Impfung in der Regel schon bekommen, da die meisten Zuchtverbände diesen ersten Teil der Grundimmunisierung vorschreiben und der Zuchtwart diese Impfung bei der Wurfabnahme kontrolliert.

 

In den meisten Fällen wird gegen Staupe, infektiöse Hepatitis, Leptospirose, Parvovirose und Zwingerhusten geimpft. Je nach Hersteller muss diese Impfung nach 3 bis 4 Wochen wiederholt werden.

Erst diese „Boosterung“ baut den Impfschutz für eine längere Zeit auf. Unterbleibt die Zweitimpfung, werden die aufgrund der Erstimpfung gebildeten Antikörper langsam wieder abgebaut.

Aus rechtlichen Gründen darf die Tollwutimpfung erst ab der 12. Lebenswoche vorgenommen werden. Die neue Impfverordnung empfiehlt, auch diese Impfung 4 Wochen später zu boostern, so dass gegen Tollwut, Staupe, Hepatitis und Parvovirose nur noch alle zwei bis drei Jahre geimpft werden muss.

Für  Leptospirose, Zwingerhusten und Borreliose bleibt weiterhin ein jährlicher Impfrhythmus bestehen.

Seit 2013 gibt es eine  neue Leptospirosevakzine (L4), die statt zwei jetzt vier Serovare (Leptospiren-Untergruppen) enthält und wesentlich sicherer gegen die durch Mäuseurin übertragene bakterielle Infektionskrankheit schützt.

Eine neue Borrelioseimpfung bietet die Fa. Virbac seit 2009 an. Dieser Impfstoff schützt gegen die drei wichtigsten in Deutschland vorkommenden Borrelienarten, der alte Impfstoff der Fa. Merial schützte nur gegen Borrelia burgdorferi, die in den USA häufigste Borrelienart.

Borreliose ist eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit, die bei Hunden Gelenkerkrankungen verursachen, die zu wechselnden Lahmheiten verschiedener Gliedmaßen führen. Borrelien können auch eine therapeutisch schwer zu beherrschende Niereninsuffizienz auslösen.

Man kann leider mit Merilym grundimmunisierte Hunde nicht mit Virbagen canis B weiter impfen, sondern dieser Impfstoff erfordert eine neue Grundimmunisierung.

Die Erstimpfung wird nach 2 bis 3 Wochen geboostert, eine 3.

Grundimmunisierung erfolgt nach 4 bis 6 Monaten, eine 4. nach weiteren 4 bis 6 Monaten. Alle weiteren Borrelioseimpfungen werden im Frühjahr vorgenommen, um den optimalen Schutz von 9 Monaten im Frühjahr, Sommer und Herbst zu gewährleisten.

 

Impfmüdigkeit in Deutschland - ein Phänomen der Internetforen? 

 

Sie können natürlich jährliche Titeruntersuchungen aus dem Blut Ihres Hundes machen lassen. Die Fachlabore bieten diese Tests für die Antikörperkonzentration des Tollwut-, Staupe- und Parvovirosetiterstiters an und sind in ihren Aussagen sehr zuverlässig.

Ein zweijähriger Impfintervall außer für Leptospirose, Zwingerhusten und Borreliose erscheint gesichert und wird von den Impfstoffherstellern auch garantiert.

Ich habe aber auch bei Tollwut-Titeruntersuchungen, nicht nur einmal feststellen müssen, dass die Tollwuttiter auch nach mehreren Impfungen nicht ausreichend waren, wobei nur ein Titer von 0,5 IU/ ml für einen wirksamen Schutz gefordert wird und ein Hund mit intaktem Immunsystem meistens 12 IU/ ml oder mehr hat.

Weniger sicher ist der Umgang mit Leptospirose-Impfstoffen, bei denen nur ein 9 Monate andauernder Impfschutz postuliert wird und durch die zahlreichen Leptospirose-Serotypen auch eine Titeruntersuchung wenig aussagekräftig ist. Erfahrungen mit der neuen Borrelioseimpfung müssen erst ausgewertet werden, die Dauer des Impfstoffeinsatzes ist noch zu kurz, um größere Sicherheitsmargen anzugeben, als dies der Hersteller bisher tut.

Sollen wir aber nur deshalb auf den alten US-amerikanischen Impfstoff zurückgreifen, der ausschließlich einen, und zwar den in den USA vorherrschenden Borrelia burgdorferi-Stamm berücksichtigte? Der neue Impfstoff, erst seit Anfang des Jahres 2009 in Deutschland erhältlich, integriert neben dem bekannten Stamm B. burgdorferi immerhin die zwei häufigsten in Deutschland auftretenden Borrelienstämme B. afzelii und B. garinii.

Selbstverständlich ist die Vermeidung der Zeckenmanifestation am Tier eine entscheidende Vorsorge, aber wer möchte für die Sicherheit eines zeckenfreien Hundes nach einem Spaziergang durch den Wald garantieren?

Es gibt mit den Reisekrankheiten Leishmaniose, Ehrlichiose, Babesiose, Hepatozoonose und Dirofilariose genügend Infektionskrankheiten, gegen die wir unsere Haustiere nicht schützen können. Wollen Sie die Verantwortung für die Erkrankungen mit übernehmen, für die ein Impfschutz Sicherheit geben kann?

Ich habe viel in Internetforen gesurft, um die Argumente der Impfgegner nachvollziehen zu können. Die zahlreichen Impfschäden,von denen dort berichtet wird, reichen von Fieber, Appetitlosigkeit und Bewegungsstörungen bis hin zum anaphylaktischen Schock.

In meinen Augen sind das keine spezifischen Impfnebenwirkungen, sondern nur das Ergebnis einer nicht sorgfältig genug erfolgten Impfuntersuchung. Ein gesunder Hund, und nur der sollte geimpft werden, hat ein ausreichendes Immunsystem, um Impfantikörper relativ nebenwirkungsarm darin integrieren zu können. Impft man aber ein krankes Tier, sei es durch chronische Erkrankung in einer Immunsuppression (herabgesetzte Immunitätslage) oder braucht es in einer Inkubationsphase alle seine Abwehrzellen, kann eine Impfung Nebenwirkungen hervorrufen.

 

Wir Tierärztinnen und Tierärzte der Tierklinik Kaisereiche impfen nicht: 

 

ohne vorherige gründliche Impfunterschung 

 

im direkten Anschluss an eine Operation und Narkose

 

bei fieberhaften Erkrankungen

 

während einer medikamentellen Therapie (Ausnahmen: Herzmedikamente, Antiepileptika und andere Dauermedikationen, die nachgewiesenermaßen keinen Einfluss auf das Immunsystem nehmen)           

 

bei ungeklärtem reduzierten Allgemeinbefinden

 

und im Anschluss an stressige Behandlungen

 

In Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen mögen Sie selber entscheiden, welche Sicherheit Sie für Ihr Haustier brauchen, um es beruhigt mit anderen Tieren spielen zu lassen, ohne Komplikation auch mal eine Reise über Deutschlands Grenzen mit vierbeiniger Begleitung zu wagen oder einfach nur zu wissen, dass bei einer Erkrankung Ihres Tieres einige ernsthafte Ursachen aufgrund eines Blicks in den Impfpass sicher ausgeschlossen werden können.

 

 

Der Hund - Freund und Kumpel für ein langes Leben

 

Sie sind gerade eben stolzer Besitzer eines kleinen niedlichen Welpen geworden?

Herzlichen Glückwunsch zu der hoffentlich erfreulichsten Entscheidung in Ihrem Leben (Lebensgefährten und Kinder mal ausgenommen, wirklich?)

 

Schon der kluge Vicco von Bülow alias Loriot stellte fest:

"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber nicht sinnvoll." 

 

Noch schauen Sie ohne Groll über die Pfützen und Haufen auf Ihrem besten Teppich hinweg, freuen sich, wenn Ihr Hundchen mit seinen spitzen Welpenzähnen Ihre Hände malträtiert und Grenzen zu setzen, wenn das niedliche Tierchen abends in Ihr Bett will, macht sie in Ihren eigenen Augen zum Unmenschen.

Glauben sie mir, diese Phasen gehen vorbei, schneller als man glaubt, und der neue Haustyrann ist etabliert.

Also, auch ein Welpe braucht von Anfang an Erziehung und einen Tierarzt, der Sie und Ihren Hund umfassend betreut.

 

Übernimmt man ein Jungtier vom Züchter, bekommt man 1000 Informationen, vom Frühstücksei über den Hirsekernbrei mit einem Löffelchen Traubenkernöl am Abend, aber wie oft der Hund entwurmt wurde, das erfährt man nicht. Das gilt in der Regel auch, wenn das Tier aus einem Tierheim kommt.

 

Wir empfehlen:

3 x im Abstand von 14 Tagen ab der Welpenübernahme, danach im 1. Jahr alle 3 Monate, ab dem 2. Jahr 2 x im Jahr oder bei konkret nachgewiesenem Parasitenbefall.

 

Im Zweifelsfall bringen Sie uns eine Kotprobe, am Besten ist der 3-Tages-Kot (ein

Stückchen Kot von den Kotabsätzen der vergangenen 3 Tage), wir untersuchen diese in unserem Labor, Sie können darauf warten und in ca. 20 Minuten wissen Sie, welche Parasiten Ihr Tier beherbergt.

Mit dem konkreten Ergebnis können sie eine gezielte Parasitenbekämpfung vornehmen, die immer zweimal im Abstand von 2 Wochen erfolgen sollte, um die Eier, die bei der ersten Entwurmung aufgrund ihrer harten Schale nicht angreifbar waren, dann im frühenLarvenstadium zu beseitigen.

Beim Welpen sind die Rund- und Hakenwürmer am häufigsten anzutreffen, bei

mäusefressenden Individuen die Bandwürmer. Fast alle unsere Anthelmintika sind aber Kombinationspräparate, die alle Wurmarten beseitigen.

 

Bei Collies, Shelties, Australien Shepards und Border Collies dürfen keine Wurmpräparate, die Ivermectin und deren Abkömmlinge beinhalten, angewendet werden. Tiere dieser Rassen und deren Mischlinge können an der Stoffwechselunverträglichkeit, dem angeborenen MDR-1-Gendefekt leiden.

Nur nach einer negativen MDR-1-Untersuchung sind diese Präparate ungefährlich.

 

Sehr hartnäckige Durchfälle können oft durch Giardien, das sind einzellige Protozoen, verursacht werden. Diese Zoonose (das ist eine Erkrankung, die Hunde, Katzen und Menschen befällt) ist oft therapieresistent. Deshalb muss nach einem Behandlungsintervall mindestens zweimal eine Kontrolluntersuchung negativ sein, um einen Therapieerfolg sicher zu gewährleisten.

 

Mit der Impfung ist es genau so wie mit der Parasitenbehandlung:

 

Trauen Sie nur dem, was schriftlich und mit Stempel und Unterschrift im Impfpass dokumentiert wurde.

 

Das gilt vor allem, wenn Sie ein Tier aus dem Ausland (Ungarn, Bulgarien, Russland, Polen, Spanien, Balearen, etc.) übernehmen.

Informieren sie sich, was für spezifische Parasitenerkrankungen in diesen Ländern vorkommen und lassen Sie Ihren neuen Freund serologisch auf das Vorkommen der krankheitsspezifischen Antikörpern im Blut untersuchen. Sie müssen wissen, ob Ihr Tier gesund ist, oder ob es sich mit spezifischen chronischen Infektionskrankheiten auseinander gesetzt hat und eventuell chronisch erkrankt ist.

Leishmaniose und Ehrlichiose verlaufen in Schüben, die erkrankten Tiere können

dazwischen lange symptomfreie Phasen erleben.

Hunde aus Tötungsstationen südlicher Länder zu übernehmen, ist eine heroische Tat, und deutschen Tierschützern, die in diesen Ländern engagiert arbeiten, gebührt unsere Anerkennung, aber kranke Tiere nach Deutschland zu importieren und die neuen Besitzer im Unklaren über die Zukunft mit Ihrem Schützling zu lassen, ist auch nicht fair.

Eine Blutuntersuchung auf Reisekrankheiten ist nicht billig, aber viele Tierbesitzer hätten diese Kosten gerne selbst getragen, um zu wissen, was sie erwartet, als vom Tierarzt irgendwann gefragt zu werden:

„Kommt Ihr Hund aus dem Ausland, und wenn ja, woher? Ich habe da so einen Verdacht“

 

Reisekrankheiten www.laboklin.de

BpT-Impfempfehlung www.tierarztpaxis.org

 

Sie aber haben Freude an Ihrem gut fressenden und sich bestens entwickelnden Welpen oder Junghund? Das ist gut so.

Trotzdem können wir Tierärzte/innen Ihnen in den nächsten Monaten ein guter Ratgeber sein.

 

Sie sollten Ihrem Hund jederzeit den Fang öffnen können, erstes um unpassendes

Spielzeug wie z.B. Nähnadel und Faden oder das vom Küchentisch geklaute Steak daraus entfernen zu können, aber auch, um das Ausfallen der Milchzähne und die Stellung der nachfolgenden Zähne beurteilen zu können. Ob Ober- und Unterkiefer zueinander passen, haben wir schon in der ersten Impfuntersuchung geklärt und Abweichungen von der Norm mit Ihnen besprochen.

Bei kleinwüchsigen Hunderassen geschieht es nicht selten, dass die Milchcanini, das sind die Eckzähne im Ober- und Unterkiefer nicht ausfallen, wenn die bleibenden Zähne kommen. Dann müssen diese Milchzähne samt Wurzel in Narkose aus dem Kiefer entfernt werden, um einer Zahnfehlstellung der bleibenden Caninuszähne vorzubeugen.

Besteht eine sogenannte Mandibula angusta, ein Engstand meist der Unterkieferschneidezähne, kann das Einsetzen einer Dehnschraube, die den wachsenden Unterkiefer verbreitert, eingesetzt werden, damit die Unterkiefereckzähne sich nicht in den weichen Gaumen des Oberkiefers bohren.

Auch andere Zahnfehlstellungen können wir kieferorthopädisch mit Zahnspangen

korrigieren, falls eine medizinische Notwendigkeit dafür besteht.

Da Zahnfehler in der Regel vererbt werden, ist es sicher nicht sinnvoll, bei Zuchttieren kieferorthopädische oder kieferchirurgische Korrekturen vorzunehmen.

Ist ein solcher Eingriff aus medizinischen Gründen nicht zu umgehen, sollte eine

Kastration in jedem Fall in Erwägung gezogen werden.

 

Die Umstellung von Welpenfutter auf Junghundefutter oder auf Futter für erwachsene Hunde geschieht oft viel zu spät, das heißt, die Youngsters werden mit Proteinen über eine lange Zeit überversorgt. Das führt zu starkem Knochenwachstum. Durch ein unterschiedliches Wachstum z.B. von Elle und Speiche können Erkrankungen im Ellbogengelenk wie der frakturierte Processus coronoideus entstehen. Diese Knochenabsplitterung im Alter von 5 bis 12 Monaten führt zu einer immer wieder auftretenden Lahmheit. Auch die

Osteochondrosis dissecans der großwüchsigen jungen Hunde (Knorpelabsplitterung in Schulter-, Ellbogen-, Karpal- und Tarsalgelenkenk) basiert auf zu energiereicher Fütterung in Verbindung mit exzessiver Bewegung, die diesen Rassen nun einmal innewohnt. Die Ursache dieser Bewegungsstörungen zu erkennen und in diesem Fall frühzeitig minimal invasiv durch einen arthroskopischen Eingriff zu beheben, ist unsere Aufgabe.

Sie müssen ein Problem erkennen, wir werden es lösen. Schauen Sie beim jungen Hund über Gangabnormalitäten hinweg, führt das zu einem lebenslangen Problem, der Entwicklung einer Arthrose, die nie beseitigt werden kann, aber dauerhaft behandelt werden muss.

 

Ähnlich verhält es sich mit der Untersuchung auf Hüftgelenlsdysplasie (HD), das

ist die Inkongruenz (nicht passen) des Oberschenkelkopfes und der Hüftpfanne.

Ab dem 6. Lebensmonat kann eine Röntgenuntersuchung eine annähernde Aussage darüber machen, was der Besitzer für das zukünftige Leben des Hundes leistungsmäßig voraussetzen kann. Die Untersuchung mit einem Jahr ergibt eine zuverlässige Aussage über Zucht- und Leistungsfähigkeit.

 

Auch zu Erziehung und Beschäftigung sollten Sie sich in diesen ersten Lebensmonaten ihres Hundes Gedanken machen. Ein konsequentes Verhalten Ihrem Hund gegenüber macht Sie keineswegs unbeliebt, das Gegenteil ist der Fall.

Der Junghund hat es wesentlich einfacher, wenn er begreift, dass die Dinge, die sein Herrchen und Frauchen für ihn beschließen, gut sind. Er muss sich dann nicht laufend Gedanken machen, wie er am Besten auf die etwas „behinderten“ Besitzer aufpassen muss, denn sie haben einen unterentwickelten Geruchssinn, sie sehen schlecht und sind zu langsam, um Beute zu machen, das erkennt Ihr Hund sehr schnell. Hat Ihr Youngster sich aus diesen Gründen erst einmal zu Ihrem Beschützer entwickelt, werden Sie es für den Rest seines Lebens schwer haben, einen folgsamen Hund zu bekommen. Er/sie übernimmt dann die Verantwortung für Sie und nicht umgekehrt und beschließt selbstständig, was zu tun oder zu lassen ist.

 

Ihr Rüde kommt in die Pubertät, Ihre Hündin wird läufig und auf einmal ist die Welt nicht mehr so, wie sie war. Sie sollten unseren Rat suchen, denn wir sprechen schon bei den ersten Impfungen das Problem an. 

Eine Kastration des Rüden vereinfacht vieles. Er ist nicht ständig auf Achse, wenn in der Nachbarschaft die Hündinnen heiß werden, er heult nicht in den höchsten Tönen, wenn ihm die Freierstouren durch Einsprerren verwehrt bleiben, er ist häuslicher und weniger aggressiv. 

Im Alter bleiben Ihrem Hund Krankheiten wie die Prostatahypertrophie (gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse) erspart, die zu blutigem Harnabsatz- oder Kotabsatzstörungen führen können. Auch Zysten oder Tumoren der Prostata können bei kastrierten Rüden gar nicht erst entstehen. 

Die Kehrseite der Medaille heißt wieder einmal Fütterungskontrolle. Die kastrierten Rüden haben einen wesentlich niedrigeren Grundumsatz und werden dann bei gleicher Fütterung schnell schneckenfett. Kontrolliert man allerdings das Gewicht und setzt eine um mindestens ein Viertel, eher ein Drittel reduzierte Futtermenge ein, hat man einen agilen, schlanken, fitten und munteren Wegbegleiter.                                                                                                                                                                                

Bei der Kastration der Hündin ist nicht nur das Vermeiden einer knapp zwei Wochen andauernden Blutungszeit sowie des unerwünschten Nachwuchses ein Thema, sondern vor allem steht der medizinische Aspekt im Vordergrund. Die frühe Kastration zwischen sechs und neun Monaten, also vor der ersten Läufigkeit, verhindert lebenslang das Entstehen von Gesäugetumoren. Das ist zu einem späteren Zeitpunkt, wenn bereits ein oder mehrere Läufigkeitszyklen durchlaufen wurden, nicht mehr sicher.

Aber auch eine später vorgenommenen Ovariohysterektomie, (das ist die Entfernung der Eierstöcke und der Gebärmutter), schließt Erkrankungen wie Eierstockstumoren und -Zysten, die Gebärmuttervereiterung (Pyometra), eine blut- oder schleimgefüllte Gebärmutter (Hämo- oder Mucometra) oder Gebärmuttertumoren aus. 

Nach einer Kastration muss auch bei der Hündin streng auf das Körpergewicht geachtet werden. Nimmt sie in jeder Läufigkeit durch Hormonumstellung eher ab, hat das kastrierte Tier einen dauerhaft etwas erniedrigten Grundumsatz.

Die mögliche Harninkontinenz der Hündin nach der Kastration tritt bei unter 2% aller Hunde auf und auch erst in höherem Alter. Bei dieser Statistik liegt der Boxer mit 20 % auf Platz 1. Genauere Gründe dieser rassespezifischen neurohormonalen Inkontinenz sind wissenschaftlich noch nicht geklärt. Die hormonale Harninkontinenz ist in der Regel gut behandelbar.

Die alleinige Entfernung der Eierstöcke können wir nicht empfehlen. In Einzelfällen kann sich das ebenfalls hormonaktive Gebärmuttergewebe entzünden und es muss dann eine so genannte Stumpfpyometra operativ entfernt werden.

 

Dieser  medizinisch und verhaltenspsychologische Querschnitt durch Kinderzeit, Jugend und Erwachsenwerden Ihres neuen Wegbegleiter hat Sie hoffentlich in Ihrer Entscheidung für einen Hund dieser Rasse bestärkt.

 

Wir wünschen Ihnen, dass Sie mit Ihrem Vierbeiner  für viele lange Jahre einen wahren Freund an Ihrer Seite haben.